#FundstückDesMonats | Juni 2022

In diesem Jahr stehen unsere Bestände zu Konzertereignissen im Vordergrund. Darunter befindet sich eine große Sammlung von Programmheften aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Bei der Sichtung dieser Materialien stoßen wir immer wieder auf wahre Schätze, die wir hier präsentieren wollen.

Im Juni 1993 fanden im thüringischen Rudolstadt zum sage und schreibe 329. Mal die Rudolstädter Festspiele statt. Erstmalig abgehalten wurden sie 1665 im Hof des Schlosses Heidecksburg und fanden danach wohl mehr oder weniger regelmäßig statt. Im 20. Jahrhundert erlebten sie einen neuen Aufschwung, indem sie sich vorwiegend auf die Aufführung selten gespielter Werke und Komponisten spezialisierten. So zum Beispiel lag ein Schwerpunkt auf den Opern von Richard Wagners Sohn Siegfried. Umso erstaunlicher, dass über diese traditionsreichen Festspiele – zumindest im Internet – vergleichsweise wenig Informationen zu finden sind. Eine Lücke, die zu schließen sich sicher lohnen würde

Ihrem Ruf als Förderer (noch) unbekannter Werke wurden die Rudolstädter Festspiele auch am 11. Juni 1994 gerecht, als sie die deutsche Erstaufführung von Judith Weirs Kinderoper Die schwarze Spinne auf die Bühne brachten, eines der wenigen Stücke von Komponistinnen überhaupt im Programm der Festspiele.

Die britische Komponistin Judith Weir (geb. 1954 in Cambridge) begann bereits in ihrer Schulzeit zu komponieren. Außer Orchester- und Kammermusik schreibt sie vorwiegend Vokalwerke und Opern, zu welchen sie teilweise auch die Libretti selbst verfasst. Neben Gastprofessuren an verschiedenen Hochschulen, zahlreichen Ehrendoktoraten und Auszeichnungen ist Judith Weir seit 2014 als erste Frau Trägerin des Ehrentitels Master of the Queen‘s Music, einem höfischen Amt, bzw. Ehrentitel der britischen Monarchie, welcher erstmals 1626 an den Komponisten Nicholas Lanier vergeben wurde.

Die schwarze Spinne wurde nach ihrer deutschen Erstaufführung im Jahr 2009 von Benjamin Gordon für die Hamburger Opera piccola neu bearbeitet. Unter dem Titel Das Geheimnis der schwarzen Spinne taucht diese Fassung bis heute immer wieder in den Spielplänen deutscher Theater auf, vor allem bei Projekten, in welchen Bühnen mit Schulen und/oder Kinderchören kooperieren.

Unser Videobeispiel stammt von der Hamburger Aufführung der Opera piccola:


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