#FundstückDesMonats | September 2022

Text: Bettina Weber

In diesem Jahr stehen unsere Bestände zu Konzertereignissen im Vordergrund. Darunter befindet sich eine große Sammlung von Programmheften aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Bei der Sichtung dieser Materialien stoßen wir immer wieder auf wahre Schätze, die wir hier präsentieren wollen.

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte es sich die Stadt Kassel zur Aufgabe, Ausstellungen mit ungewöhnlichen Kunstwerken aus aller Welt zu organisieren. Im Jahr 1955 initiierte der Kasseler Kunstprofessor und Designer Arnold Bode im Rahmen der Bundesgartenschau die erste documenta-Ausstellung. Hauptanliegen war ihm hierbei,  dem Publikum die im Nationalsozialismus  als „entartet“ verschriene Kunst zu präsentieren. Seither findet die documenta – weltweit bekannt, umstritten und heiß diskutiert – regelmäßig alle 5 Jahre statt und  dauert jeweils 100 Tage, weshalb sie auch als Museum der 100 Tage bezeichnet wird.

Ebenso außergewöhnlich wie die ausgestellten Kunstwerke, gestaltet sich in der Regel auch das Rahmenprogramm, das die Veranstaltung ergänzt. So war am 3. September 1982 die Komponistin Susanne Erding zu Gast bei der documenta 7.

Susanne Erding wurde 1955 in Schwäbisch Hall geboren. Sie studierte zunächst Schulmusik und Komposition an der Staatlichen Musikhochschule in Stuttgart, später – nach einem Studium der Anglistik, Amerikanistik und  Dramentheorie – schloss sie ihre Ausbildung mit der Diplomprüfung für Komposition an der Münchener  Musikhochschule ab. Sie war mehrfach Stipendiatin angesehener Einrichtungen wie der Kunststiftung Baden Württemberg und der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Seit 1979 ist sie als Dozentin und Gastprofessorin für Hörerziehung, Analysen Neuer Musik und Komposition an verschiedenen Musikhochschulen tätig. Für ihre Kompositionen erhielt sie zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen.

Neben ihrer musikalischen Arbeit führt sie seit 2004 die Galerie ihres verstorbenen Mannes, des Fotografen Paul Swiridoff, weiter.

Bei der documenta 7 – nur ein Jahr nach ihrem Abschluss an der Münchener Musikhochschule – wartete Susanne Erding mit einem äußerst spannenden Programm auf, in welchem  ihre Kompositionen  auf  Tanz und Performance trafen. Hierzu die Veranstalter: „Die Idee war, Choreographie und visuelle Elemente mit Kompositionen Neuer Musik so zu integrieren, dass  der Ablauf des Abends in einem neuen strukturellen Zusammenhang erscheint.“

Einen Eindruck des Satzes Chillan aus Susanne Erdings Klaviersuite, welche bei der documenta 7 uraufgeführt wurde, vermittelt die Aufnahme mit der Pianistin Christina Petrowska-Quilico:


Wenn Sie dieses Video ansehen, erklären Sie sich einverstanden mit den Datenschutzrichtlinen von Youtube.