#FundstückDesMonats | Mai 2022

In diesem Jahr stehen unsere Bestände zu Konzertereignissen im Vordergrund. Darunter befindet sich eine große Sammlung von Programmheften aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Bei der Sichtung dieser Materialien stoßen wir immer wieder auf wahre Schätze, die wir hier präsentieren wollen.

Während der ersten vier Monate unserer Arbeit sind wir auf so viele spannende Programme gestoßen, dass es schwerfiel für jeden Monat nur eines davon auszuwählen.
Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, Ihnen diesen Monat einmal gleich drei Fundstücke vorzustellen, die eine ganz enorme inhaltliche Bandbreite zeigen.

Traurig aktuell erscheint das Programm eines Konzertes, welches unter dem Titel Vrouw & orlog (Frau und Krieg) am 4. Mai 1994 in Groningen stattfand und in welchem die beteiligten Komponist*innen mit ihren Werken ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt setzen wollten. So erklang unter anderem Caroline Ansinks Werk To a thousand murdered girls, das auf Texten basiert, welche im 2. Weltkrieg in einem griechischen Konzentrationslager entstanden. Einen weiteren Schwerpunkt bildete Tera de Marez Oyens‘ Stück um den Tod des südafrikanischen Freiheitskämpfers Steve Biko, And blind she remained. Die 1932 in Velsen geborene Tera de Marez Oyens war die erste Dirigentin des Overijssel Philharmonic Orchestras und die erste Frau die als Dozentin für Komposition und Neue Musik am Konservatorium in Zwolle eingestellt wurde.

Ein anrührendes Zeichen der Wertschätzung wurde hingegen der Komponistin Ruth Bodenstein-Hoyme zu ihrem 70. Geburtstag gesetzt.  Ruth Bodenstein-Hoyme war rund dreißig Jahre als Klavierdozentin an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden, bevor sich ihr Schwerpunkt auf das Komponieren verlagerte. Sie wurde für ihr vielschichtiges musikalisches, musikpädagogisches und soziales Engagement mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit der Pestalozzi-Medaille und der Carl-Maria-von-Weber-Plakette. Von allen Ehrungen wird ihr vermutlich das Musikalische Geburtstagspräsent am 12. März 1994 besondere gemacht haben. Unter den Ausführenden war ihr Sohn Christof, der als Sänger an der Dresdener Semper-Oper wirkte. Zum Abschluss des Programmes erklang der eigens für die Jubilarin verfasste Geburtstagskanon in B wie Bodenstein ihres Kollegen Prof. Günther Schwarze.

Von allen Komponistinnen dürfte Clara Schumann zu den bekanntesten gehören. 1819 in Leipzig geboren, entwickelte sie sich vom klavierspielenden Wunderkind zu einer gefragten Virtuosin und Komponistin. 1878 wurde sie als „Erste Klavierpädagogin“ an das gerade erst gegründete Dr. Hoch’s Konservatorium nach Frankfurt am Main berufen, wo man so viel Wert auf ihre Mitarbeit legte, dass sie vollständig die Bedingungen diktieren konnte. So setzte sie durch, dass sie ihre handverlesenen Schüler ausschließlich in ihren eigenen Räumlichkeiten in der Myliusstraße unterrichten durfte.

© Archiv Frau und Musik
© Archiv Frau und Musik

Möglicherweise war es auch auf den unbestreitbaren Geschäftssinn Clara Schumanns zurückzuführen, dass im Jahre 1990 ihr Portrait auf die neue 100-DM-Banknote gedruckt wurde.
Aus diesem Anlass fand am 1. Oktober 1990 im Konzertsaal des Dr. Hoch’s Konservatoriums eine Feierstunde statt, in deren Rahmen die Komponistin in Wort und Klang geehrt wurde.
Unter anderen Werken kamen zwei von ihren Drei Romanzen op. 22 für Violine und Klavier zu Gehör.


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