#FundstückDesMonats | Juli 2022

Text: Bettina Weber

In diesem Jahr stehen unsere Bestände zu Konzertereignissen im Vordergrund. Darunter befindet sich eine große Sammlung von Programmheften aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Bei der Sichtung dieser Materialien stoßen wir immer wieder auf wahre Schätze, die wir hier präsentieren wollen.

In äußerst sympathischer und persönlicher Weise, mit einem handgeschriebenen Plakat, lud die Dirigentin Elke Mascha Blankenburg (1943—2013) vor genau 40 Jahren, nämlich am 4. Juli 1982, zu einem Konzert bei Rotwein und Fackelschein in ihren heimischen Garten ein.

Die 1943 geborene Elke Mascha Blankenburg begann als Sechsjährige Klavier zu spielen, nahm außerdem Ballett- und Violinunterricht. Sie studierte an der Musikhochschule Heidelberg und dem Kirchenmusikalischen Institut in Schlüchtern Kirchenmusik, bevor sich 1970/1971 ihr Schwerpunkt auf Chor- und Orchesterleitung verlagerte. Sie nahm an mehreren internationalen Meisterkursen für Dirigenten teil, bei denen sie sich allerdings als Frau in einem zum damaligen Zeitpunkt von Männern dominierten Beruf häufigen Anfeindungen und Demütigungen ausgesetzt sah.

Im Zuge ihrer Tätigkeit als Kirchenmusikerin und Dirigentin gründete Elke Mascha Blankenburg mehrere Ensembles, darunter das Clara-Schumann-Orchester Köln, das einzige professionelle Frauenorchester, und den Chor Kölner Kurrende, der bis heute aktiv ist.

Ein Hauptanliegen im Schaffen Elke Mascha Blankenburgs war die (Wieder-)Entdeckung und Aufführung der Werke von Komponistinnen.  Gemeinsam mit Komponistinnen wie Siegrid Ernst (1929–2022) gründete sie 1978 den Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik e. V. und organisierte 1980 das erste Internationale Komponistinnen-Festival in Köln und Bonn.

Zahlreiche Ur-, Erst- und Wiederaufführungen von Komponistinnen kennzeichneten ihr Schaffen. So fand 1980 unter Elke Mascha Blankenburgs Leitung die Aufführung der ältesten nachgewiesenen Oper einer Frau statt, nämlich Francesca Caccinis La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina (1624/25).

Von Elke Mascha Blankenburg gestalteter Programm-Plakat © Archiv Frau und Musik

Auch die Gesänge aus dem Il Primo Libro di Madrigali von Barbara Strozzi gehörten zu Elke Mascha Blankenburgs „Ausgrabungen“.

Die 1619 geborene Venezianerin Barbara Strozzi erhielt zwar eine umfassende musikalische Ausbildung, insbesondere an der eigens für sie von ihrem Adoptivvater Giulio Strozzi ins Leben gerufenen Accademia degli Unisoni, in welcher sie regelmäßig ihre eigenen Kompositionen aufführte. Ihre Bemühungen, als Berufsmusikerin Fuß zu fassen, oder gar eine Anstellung bei Hof zu erhalten, scheiterten jedoch. Nichtsdestoweniger hinterließ Barbara Strozzi mehr als 125 gedruckte Kompositionen.

Ihr Werk geriet für lange Zeit in Vergessenheit und erlebte erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Renaissance – unter anderem durch das Wirken von Elke Mascha Blankenburg. Zu deren Leben und Wirken verfassten wir die erste umfangreichere Biografie für das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF), die hier online abrufbar ist.

Einen kleinen Eindruck von Barbara Strozzis Musik vermittelt das YouTube-Beispiel mit der Cappella Mediterranea:


Wenn Sie dieses Video ansehen, erklären Sie sich einverstanden mit den Datenschutzrichtlinen von Youtube.