Sofia Gubaidulina: Fundstück im Archiv Frau und Musik

Widmung und Liedteil Sofia Gubaidulina © Archiv Frau und Musik

Am 13. März 2025 ist bekanntlich die hochbedeutende Komponistin Sofia Gubaidulina gestorben, über die Anne-Sophie Mutter als Auftraggeberin für Violinkonzerte von Gubaidulina erzählte, Letztere sei „eine Göttin“ gewesen:

„Sie war einfach ein Mensch, der eigentlich nicht auf dieser Erde leben konnte. Das irdische Leben war wie eine Durchgangsstation, hatte ich oft den Eindruck, eine Pilgerschaft. Ich fragte sie gleich am Anfang unserer Begegnung, wie sie denn diese vielen Jahre der künstlerischen, aber auch menschlichen Unterdrückung durchgemacht hat. Sie hat ja alles erlebt: die Stalinzeit, den Kalten Krieg, dann Gorbatschow, den Zusammenbruch der Sowjetunion. Sie hat sehr darunter gelitten, dass sie nicht gespielt wurde und dass sie teilweise auch nicht reisen durfte.

Sie sagte zu mir: „Ich habe einfach nach oben geschaut“. Damit ist natürlich nicht die Decke des Raumes gemeint, sondern ihr unverbrüchlicher Glaube an Gott, der ihre Werke ja auch so existenziell zum Inhalt hatte. So viele ihrer anrührendsten Werke sind von diesem russisch-orthodoxen Glauben geprägt. Die Johannespassion und dann Der Leidensweg Jesu sind ja gigantische Werke. Und selbst dieses In Tempus Praesens ist ein einziges Mahnmal.

Sie war eine der Komponistinnen, die realistisch genug war, den menschlichen Makel in all seiner Schwäche zu sehen und uns als Wiederholungstäter zu erkennen. Aber die dann doch auch immer wieder den Weg wies, wie es denn auch sein könne, wenn wir zueinander finden, wenn wir zur Liebe finden, zum Miteinander.“ (NDR-Interview, 14. März 2025)

Neulich stießen wir auf ein Relikt von Sofia Gubaidulina in unserem Archiv: Eine von ihr handgeschriebene Widmung mit einem kurzen Notenteil aus der Zeit um das Jahr 2000 aus ihrer Johannespassion mit den Worten „Wer von Gott ist, der höret das Wort Gottes“, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.

Wenn Sie unseren Bestand nach Werken von und zu ihr durchforsten möchten, finden Sie im META-Katalog des Digitalen Deutschen Frauenarchivs, von dem wir ein Teil sind, 225 Medien.

 

 

 

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