“Faust” von Louise Bertin | Wiederaufführung in Essen 2024

Den Anfang aller Faust-Vertonungen machte die Komponistin Louise Bertin (1805–1877) in Paris, zunächst im Jahr 1826 mit einem Part für Klavier und Singstimme (Ultima scena die Fausto), dann 1831 mit bühnenszenischen Aufführungen im Théâtre Italien (Libretto: Louise Bertin). Vor wenigen Jahren hat man sich wieder auf die Suche nach diesem großartigen Werk begeben und es tatsächlich auch gefunden:

“Drei Aufführungen waren diesem „Fausto“ vergönnt, dann zogen ihn die Archive ins ewig Schlummernde hinab. Bis sich das Palazzetto Bru Zane, das Zentrum für romantische französische Musik, vor einigen Jahren auf die Suche machte. Ein Klavierauszug fand sich in der Pariser Nationalbibliothek, schließlich tauchten auch die Autographe auf, und bald wird das Notenmaterial digitalisiert vorliegen. Mit zwei Stunden Spielzeit ist die vieraktige Opera semiseria erfreulich kurz und zudem im besten Sinne unterhaltsam. Sehr geschickt durchmischt Bertin die einzelnen Szenen mit Duetten, Terzetten, Quartetten und größeren Ensembles mit Chor (sehr gewandt der Flämische Radiochor). Der dramaturgische Höhepunkt bleibt allerdings dem großartigen Monolog des Fausto im vierten Akt vorbehalten, in dem er sich als tragischer Held vom Image des schnellen Lovers verabschiedet.”Auszug aus einem F.A.Z.-Artikel vom 24. Juni 2023

Damals konnte man sich mit diesem “Monument in Bronze” nicht anfreunden, weil auch vollkommen neue Klänge durch modernisierte Instrumente dabei waren, die selbst das damalige Orchester überforderten. Jetzt wurde dieses Meisterinnenwerk konzertant in Paris wiederaufgeführt; imm Januar 2024 wird Louise Bertins Faust am Aalto-Theater in Essen – inszeniert von Tatjana Gürbaca – mit modernem Orchester dann auch szenisch wieder zu erleben sein.