Beatrix Borchard und Nina Noeske mit MUGI-Team luden ein – und „das Who’s Who der musikwissenschaftlichen Genderforschung“ (zit. Florian Rügamer, MUGI) kam zusammen. Über 30 Gäste aus ganz Europa und den USA versammelten sich in Hamburg in der Hochschule für Musik und Theater (HfMT). Dort diskutierten sie, tauschten sich aus, lernten voneinander sowie bildeten und stärkten Netzwerke, insbesondere hinsichtlich weiterer internationaler Kooperationen unter den Aspekten „Musikgeschichtsschreibung, Lexikographie und Gender“.
Das viertägige Event wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Mariann Steegmann Foundation gefördert. Für Letztere war Eva Rieger vor Ort. Auftakt zur Veranstaltung waren die Aufführung einer Klanginstallation der Künstlerin und Komponistin Kirsten Reese im Foyer der HfMT und eine anschließende Bootsfahrt auf den Seitenarmen der Alster.
Vorträge hielten Annegret Fauser (Chapel Hill), Thomas Seedorf (Karlsruhe), Danielle Roster (Luxemburg), Mary Ellen Kitchens (München, Frankfurt/Main), Susan Wollenberg (Oxford), Magdalena Dziadek (Kraków) und Snezana Nesic (Hannover) zu den Themen Musikgeschichtsschreibung, Lexikographie und Gender, zu Präsentationen internationaler Projekte sowie zu Archivierung und neuen Medien. Im Fokus standen vor allem Fortschritte und Forschungsstand, auch z. B. im Vergleich Europa/USA.
Unsere Vorstandsfrau Mary Ellen Kitchens stellte den Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik e. V. bzw. die Arbeit und Wirkung des Archivs Frau und Musik vor: Services und Projekte, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung, aber auch die nach wie vor prekäre finanzielle Situation. Im kollegialen Austausch hat die Tatsache erstaunt, dass anderen Instituten wie CID Fraen an Gender (Luxemburg) oder dem ForumMusikDiversität (Basel) nahezu zeitgleich wie dem Archiv Frau und Musik wichtige finanzielle Mittel gestrichen wurden. Unser Archiv stellt nach wie vor eine der besten Grundlagen wissenschaftlicher (Er)Forschung des kreativen Schaffens von Frauen in der Musik generell oder als Grundlage zur Erschließung und Erweiterung von Biografien besonders für MUGI dar. Einige Künstler/innen aus den USA, die Gäste der Tagung waren, erhielten durch die freischaffende Mitarbeiterin des Archivs, Susanne Wosnitzka M. A., erst einen Einblick in die Schätze des Archivs bzw. in mögliche Quellen zur Erweiterung ihres eigenen Repertoires.
In Impulsreferaten vertieften Sophie Fuller (London), Annegret Huber (Wien), Britta Sweers (Bern) und Julio Mendívil (Frankfurt/Main) die angesprochenen Punkte durch ausgewählte Fallbeispiele. In Ateliers bzw. Workshops, die von Barbara Eichner (Oxford), Florian Heesch (Siegen), Cornelia Bartsch (Basel) und Anke Charton (Wien) geleitet wurden, ging es um aktuelle Probleme der Lexikographieschreibung und um die Diskussion möglicher Lösungswege und -ansätze. Darin regten sie beispielsweise an, althergebrachte Begriffe wie Werk zu überdenken oder zuordnende Sparten um Herkunft, Identität und Diversity auch unter ethnomusikologischen Gesichtspunkten zu verfeinern).
Parallel diskutierte ein Nachwuchsforum zum Bereich Gender und Popkultur: Studierende und Doktorierende stellten darin ihre Projekte und Forschungsschwerpunkte vor, und MUGI-Mitarbeitende erhielten Einblicke in eine eventuell zukünftig auch populärmusikalische Benutzung und Erweiterung des MUGI-Onlinelexikons.
Die internationale Tagung schloss mit einem künstlerisch-wissenschaftlichen Konzert mit ausgesuchten Werken Pauline Viardot-Garcias, moderiert von Beatrix Borchard mit Einblicken in ihre erst kürzlich erschienene Viardot-Biographie, und einer Präsentation und Diskussion der Ergebnisse aus den Vorträgen und Workshops.
Gesamtprogramm: http://mugi.hfmt-hamburg.de/Tagung
Aktuelle Bilder der Tagung unter https://www.facebook.com/MusikUndGender
Dagmar Penzlin über die Tagung (Audio-Beitrag, 06:20 min)