Die unbekannte Nadia Boulanger
Am 01. Dezember 2015 um 19 Uhr im großen Konzertsaal der Hochschule in der Arcisstr.
Das New Grove Dictionary of Music nennt Nadia Boulanger die führende Lehrerin des 20. Jahrhunderts. Sie hatte Koryphäen wie Aaron Copland, Virgil Thomson, Walter Piston und Elliott Carter in ihrer Klasse, aber auch als Organistin, Dirigentin, Musikologin, Rednerin und Kritikerin erlangte sie internationalen Ruhm.
Mit neun Jahre begann sie ihr Studium am Conservatoire nationale de Paris. Dort gewann sie erste Preise in Harmonie, Fuge, Orgel und „Accompagnement“ (was die Kunst des Vom-Blatt-Spielens umfasste). Als zwanzigjährige Studentin von Gabriel Fauré erhielt sie für ihre Kantate „La sirene“ beim renommierten Wettbewerb Prix de Rom den zweiten Preis.
Ihr erstes Lied komponierte Nadia Boulanger mit vierzehn, ihr letztes mit fünfunddreißig Jahren. Nachdem sie eine Stelle an der American School of Music in Fontainebleu akzeptiert hatte, komponierte sie selber nicht mehr, unterrichtete aber weiterhin die bedeutendsten Komponisten ihrer Generation. Für dieses Gesprächskonzert hat uns die Centre international Nadia et Lili Boulanger in Paris zwölf Manuskripte von nie veröffentlichten Mélodies Nadia Boulangers zur Verfügung gestellt. Die frühen Werke reflektieren noch den Einfluss ihres Lehrers Gabriel Fauré. Die späteren klingen moderner, harmonisch experimenteller und individueller, ohne die Grenzen der Tonalität zu überschreiten.
Insgesamt wird der Abend 27 Juwelen der genialen Komponistin zu Gehör bringen, darunter zwölf Uraufführungen. Zum ersten Mal werden in einem Konzert alle existierenden Mélodies von Nadia Boulanger erklingen und vom Bayerischen Rundfunk festgehalten. Die Begleittexte des Konzerts gehen den Umständen, Einflüssen und dem Werdegang der allumfassenden Musikerin nach und beantworten die Frage, warum sie aufgehört hat zu komponieren.
Das Fakultäts-Gesprächskonzert findet am 1. Dezember um 19 Uhr im großen Konzertsaal der Hochschule in der Arcisstr. statt und der Eintritt ist kostenlos. Die Mélodies von Nadia werden Christiane Iven (Sopran), Rachael Wilson (Mezzosopran) und Donald George (Tenor) zum Klingen bringen.
Matthias Junker wird uns den üngewöhnlichen Werdegang der Komponistin erläutern.