Im Mai 2020 hatten in der deutschsprachigen Wikipedia biografische Artikel zu Frauen nur einen 16-%-Anteil: Von 764.710 Biografien waren 123.324 zu Frauen. Die Anzahl der Wikipedia-Autorinnen lag bei nur 9 %. Das wollte und möchte das Team des Women Writing Wiki, gegründet 2018 von Sonja Hintermeier und Karin Kraus, ändern und schuf die Plattform der 2021 geschaffenen equalpedia, einem alternativ-feministischen Online-Nachschlagewerk – warum noch eines? Das sagen die Gründerinnen dazu:
“Im November 2018 organisierten wir eine Diskussionsveranstaltung, zu der wir Frauen aus unserem Umfeld – Unternehmerinnen, Journalistinnen, Leiterinnen von Institutionen, Frauen aus Politik und Kirche – einluden. Wir hatten die Vorstellung, durch das Engagement möglichst vieler Frauen nach dem Vorbild der gesamten Wikipedia‐Organisation, mit Schreibwerkstätten und Edit‐a‐thons, dem erkannten Missstand zu Leibe rücken zu können. Parallel dazu begannen wir, Artikel über Frauen zu verfassen, zu denen es noch keine Einträge in Wikipedia gab. Der Versuch, als Gruppe in Wikipedia einen Arbeitsstandort zu finden, ist dabei gründlich gescheitert – unsere Arbeitsweise hat nicht in die nunmehr in 20 Jahren gewachsene männerdominierte Struktur gepasst.
Wir lernten dabei, dass es nicht ausreicht, sich dem Thema nebenbei zuzuwenden. Die herrschende Struktur ist so gut etabliert, dass ein energisches Sich‐Einmischen erforderlich ist, um im Sinne der Gleichberechtigung und Wissensgerechtigkeit die Präsenz von Frauen im Netz zu verbessern. Wir haben die Konsequenz gezogen, ein eigenes, mit uns entsprechenden Arbeitsbedingungen etc. ausgestattetes, gerechteres Lexikon zu gründen.
Die Equalpedia sammelt Daten zum Aufbau eines freien und gendergerechten Lexikons zur Überwindung der digitalen Wissenslücke über Frauen und LGBTQIA+ Personen, marginalisierte Gruppen und Menschen, die sich für diese eingesetzt haben. Equalpedia verfolgt den Anspruch, die noch unsichtbaren Frauen und LGBTQIA+ Personen und ihre Leistungen sichtbarzu machen.
Die Equalpedia schafft auch Netzwerke für eine bessere Präsenz und Vernetzung der lexikalisch relevanten Leistungen von Frauen im Netz, um dadurch eine höhere Sichtbarkeit von Frauen und frauenbezogenen Instituten und Themen zu schaffen und den Gender Knowledge Gap zu verkleinern.”