Beethovens starke Frauen. Leonore, Klärchen, Leonore Prohaska
Vortrag der Direktorin des Beethoven-Archivs, Frau Prof. Dr. Christine Siegert
Wann: 24. Februar 2017 um 19 Uhr
Wo: Sophie Drinker Institut
Außer der Schleifmühle 28
28203 Bremen
Der Eintritt ist frei, Kleinigkeiten zum Essen und Trinken werden bereitgestellt.
In Beethovens Werk fallen drei Frauenfiguren ins Auge, deren Charakterisierungen starke Ähnlichkeit haben: Leonore, die Titelfigur in Beethovens einziger Oper Fidelio, Klärchen aus der Schauspielmusik zu Goethes Drama Egmont sowie Leonore Prohaska, die Hauptfigur in Friedrich Dunckers gleichnamigem Schauspiel, zu dem Beethoven wiederum die Musik verfasste. Alle drei Frauen verkleiden sich als Männer, um Gefangene zu befreien oder im Befreiungskrieg zu kämpfen. Sie dringen also in geschlechterhomogene Männergesellschaften ein und agieren nach männlichen Handlungsmustern – oder sie imaginieren zumindest ein derartiges Vorgehen.
Der Vortrag von Prof. Dr. Christine Siegert wird diesen drei Beispielen vergleichend nachgehen. Die Höhepunkte der drei Bühnenwerke lassen den Schluss zu, dass Beethovens besondere Faszination für die drei Frauenfiguren im Zusammentreffen von (leidenschaftlicher) Weiblichkeit mit männlichem Handeln bestehen könnte. Er präsentiert uns Möglichkeiten weiblicher Identität, die erst im 20. Jahrhundert größere gesellschaftliche Relevanz erlangen konnten.
Prof. Dr. Christine Siegert studierte Schulmusik, Musikwissenschaft, Romanistik und Philosophie in Hannover und Amiens (Frankreich). Sie war Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, des Deutschen Historischen Instituts Rom und der Gerda Henkel Stiftung. Mit einer Arbeit über Luigi Cherubini promovierte sie im Jahr 2003 an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Anschließend war sie am DFG-Projekt Joseph Haydns Bearbeitungen von Arien anderer Komponisten (Universität Würzburg, Joseph Haydn-Institut Köln) tätig. In den Jahren 2006 bis 2009 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Joseph Haydn-Institut, 2009 bis 2010 dann am Akademie-Projekt OPERA – Spektrum des europäischen Musiktheaters in Einzeleditionen (Universität Bayreuth). Es folgte die Arbeitsstellenleitung dieses Projektes und die Betreuung der Edition von Antonio Salieris Prima la musica e poi le parole, welche mit dem deutschen Musikeditionspreis Best Edition 2014 ausgezeichnet wurde.
Von 2010 bis 2015 war Christine Siegert Juniorprofessorin an der Universität der Künste Berlin, ab 2013 hatte sie die Leitung des von der Einstein Stiftung Berlin finanzierten Forschungsprojekts A Cosmopolitan Composer in Pre-Revolutionary Europe – Giuseppe Sarti inne, das eine Kooperation mit der Hebrew University Jerusalem bildete.
Seit September 2015 ist sie nun Leiterin des Beethoven-Archivs und des Verlags Beethoven-Haus. Sie gibt die Schriften zur Beethoven-Forschung (ab Bd. 26) heraus, ist Mitherausgeberin der Bonner Beethoven-Studien (ab Bd. 12) und Generalherausgeberin der Neuen Beethoven-Gesamtausgabe (ab 2016).