Geburtstagsgruß Imogen Holst (1907–1984)

Imogen Holst 1926 © wikimedia.commons (gemeinfrei)
Imogen Holst 1926 © wikimedia.commons (gemeinfrei)

Text: Marie Schürmann

Wie schrieb Virginia Woolf noch gleich: “Wenn man jedoch von einer Hexe (…), von einer weisen Frau, die Kräuter verkaufte, oder sogar von einem sehr bemerkenswerten Mann, der eine Mutter hatte (liest), dann glaube ich, sind wir auf der Spur einer verschollenen Schriftstellerin, einer unterdrückten Dichterin.”

Und warum kann dieser Satz nicht auch genauso für die Töchter in der Musikwelt gelten? Im Fall von Imogen Holst – der Tochter Gustav Holsts – ist dies allemal wahr.

Heute vor genau 116 Jahren – am 12. April 1907 – erblickt die kleine Imogen am Stadtrand Londons das Licht der Welt. Ihre Kindheit ist geprägt von akribisch geplanter musikalischer Erziehung und Ausbildung. Jedoch ereilt Imogen Holst ein ähnliches Schicksal wie ihren Vater: eine Karriere als Pianistin wird durch eine Venenentzündung im linken Arm vereitelt. Bei Gustav Holst selbst war es in seiner Jugend eine Nervenentzündung, die dem Pianisten-Werdegang im Weg stand. Das Klavier tauscht Imogen Holst jedoch bald durch eine Liebe zum Tanz aus und geht in ihrer Jugend als Teil der English Folk Dance Society auf Tournee nach Kanada und Amerika.

Schon sehr früh schreibt Imogen Holst selbst Musik, erhält Kompositionsunterricht und gewinnt Preise mit ihren Werken. Es wird einer der vielen Wege sein, ihr Leben mit Musik anzufüllen und sich jederzeit damit zu umgeben.

Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs arbeitet sie aus diesem Grund für CEMA (Council for the Encouragement of Music and the Arts), reist durch das ganze Land und bringt Musik und Vermittlungsprojekte in jeden noch so entlegenen Teil Großbritanniens.

In den 1950er Jahren arbeitet sie das erste Mal für Benjamin Britten und hilft ihm bei der Orchestrierung eines seiner Werke für das Aldeburgh Festival. Eine äußerst glückliche Zusammenarbeit; denn es folgen weitere Orchestrierungen und Arrangements für Britten sowie die Übernahme der Festivalorganisation des Aldeburgh Festivals durch Imogen Holst.

1964 legt sie diese Arbeit nieder und widmet sich ganz dem Oeuvre ihres Vaters, um dieses aufzuarbeiten und für das Erlöschen des Urheberrechts vorzubereiten.

Imogen Holst trug während ihres Lebens viele – von Musik geprägte – Titel: Dirigentin, Arrangeurin, Autorin, Musikvermittlerin, Tänzerin, Musikmanagerin – und eben Komponistin.

Auch wenn sie sich explizit den letzten Titel nicht selbst verlieh: So sagt sie in einer Folge Desert Island Discs der BBC im Jahr 1972 “well, I’m not really a composer”.

Ihr umfangreiches eigenes Oeuvre würde dem widersprechen, genauso wie die Qualität ihrer Kompositionen selbst. Alleine ein kurzes Hineinhören in ihr Streichquartett Phantasy beweist das Gegenteil. Hören Sie selbst:


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Weiterführende Links: Desert Island Discs – Imogen Holst (1972): https://www.bbc.co.uk/programmes/p009nb4w