12.11. / 14.11.2015 Komponistinnenporträt zu Helma Autenrieth, organisiert von: GEDOK Freiburg e. V.

10. Jahreskonzert der GEDOK Freiburg e. V.:

Helma Autenrieth, eine Begegnung in Wort und Musik

Rebecca Falk | Sofia Ogas | Manana Odishelidze | Elisabeth Stäblein-Beinlich

Sa, 14. November 2015 | 20 Uhr

Historisches Kaufhaus, Kaisersaal
Münsterplatz 24 | 79098 Freiburg

Rebecca Falk | Violoncello
Sofia Ogas | Violoncello
Manana Osishelidze | Klavier
Elisabeth Stäblein-Beinlich | Klavier und Künstlerische Gesamtleitung

Tickets ab 18 Euro und Ermäßigungen

Vorkonzert zum Jahreskonzert:
Donnerstag,  12. November 2015 | 20 Uhr
Flügelsaal Pianohaus Lepthien | Schwarzwaldstr. 9a | Freiburg

Um Werke von Komponistinnen in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, veranstaltet die GEDOK Freiburg in der Reihe „Komponistinnen in Wort und Musik“ das 10. Porträtkonzert, in diesem Jahr mit Werken von Helma Autenrieth.

Helma Autenrieth wurde im Todesjahr von Clara Schumann geboren und studierte 1914-1918 in Frankfurt am Hoch´schen Konservatorium Komposition. Ihr Kommilitone war Paul Hindemith. Sie selber wurde „der kleine Hindemith“ genannt. Im Zuge der NS-Zeit verlor sie ihre Stelle beim Frankfurter Rundfunk und an der Hochschule für Musik in Mannheim. Doch nach dem II. Weltkrieg wurde sie vom Rektor der Mannheimer Musikhochschule, Richard Laugs quasi neu entdeckt.

Helma Autenrieth fasst neuen Mut, lässt ihre Werke im Eigenverlag drucken und gibt eine Schallplatte v. a. mit ihren Klavierwerken heraus. Ihre Musik ist ein wertvolles historisches Zeugnis, da nur zwei Frauen innerhalb von 40 Jahren ein Kompositionsdiplom in Frankfurt erhielten. Es werden ihre Jubiläumsvariationen für Zwei Klaviere, mehrere Soloklavierwerke und in Zusammenarbeit mit der Begabtenförderung der Hochschule für Musik ihre Sonate für Zwei Celli und Klavier aufgeführt. Das Konzert wird mit biografischen Erläuterungen umrahmt.

Die GEDOK freut sich die beiden Töchter sowie Enkelinnen und Enkel der Komponistin im Konzert begrüßen zu dürfen.

Impulse / Tradition / Zur Entstehung des Konzerts
(Von Elisabeth Stäblein-Beinlich | Projektleitung)

Es ist schon einige Jahre her, dass mich die Fotografin Ingrid Wieland-Autenrieth gebeten hatte, ein kleines Hauskonzert mit Werken ihrer Mutter Helma Autenrieth zu geben. Wir hatten uns über die GEDOK Freiburg kennengelernt. Zu dieser Zeit war die Konzertreihe „Komponistinnen in Wort und Musik“ noch im Aufbau begriffen, mittlerweile zählt sie bereits das zehnte Konzert.
Seit zwei Jahren betreue ich nun den musikalischen Nachlass der Komponistin und habe ihre Klavierwerke bei zahlreichen Konzerten oder Vorträgen gespielt. Beim Städtischen Empfang zum Internationalen Frauentag im März 2015 konnte ich stellvertretend für alle Frauenverbände die Arbeit der GEDOK Musik vorstellen. Bereits da sprach ich über Helma Autenrieth und spielte ihre Suite für Klavier. Dieser frauenpolitische Rahmen hat weitere Türen geöffnet und in Folge habe ich zahlreiche Kontakte geknüpft. Frauennetzwerken im besten Sinn.

Und dennoch denke ich, ist es Zeit die Werke von Komponistinnen aus der „Frauenecke“ heraus-
zuholen. Warum sollen sie nur von Frauen für Frauen aufgeführt werden? Kunst ist Kunst! Doch um eine zeitgemäße Teilhabe von Komponistinnen am derzeitigen öffentlichen Musikleben zu erreichen, braucht es – leider – nach wie vor frauenpolitisches Engagement: Erst der Internationale Frauentag z.B. machte es möglich, dass im Casino Basel dieses Jahr Symphonien von Ethel Smyth und Louise Farrenc aufgeführt wurden. Warum so selten? Und wie sieht es in Freiburg aus? In der letzten Spielzeit stand in den großen Konzertreihen der Stadt Freiburg (SWR-Konzertreihen, Philharmonisches Orchester, Albertkonzerte) – mit Ausnahme der Aufführung des Oratoriums von Isabelle Aboulker im Stadttheater, der auch das letzte Jahreskonzert gewidmet war – kein einziges Werk einer Komponistin auf dem Programm. Das ist der Status Quo.

Also braucht es offensichtlich auch weiterhin diese GEDOK-Konzertreihe. Zum Glück finden sich immer engagierte Musikerinnen, die bereit sind, sich auf unbekannte Werke von Komponistinnen einzulassen. Mit Manana Odishelidze habe ich bereits anlässlich des Frauentages 2013 die Jubiläumsvariationen für 2 Klaviere von Helma Autenrieth im STiMM.PUNKT Freiburg aufgeführt. Nichts lag also näher als meine Kollegin, die mittlerweile auch in die GEDOK eingetreten war, für dieses Konzert um ihre Mitwirkung zu bitten. Um Werke von Komponistinnen auch jüngeren MusikerInnen näher zu bringen, habe ich Kontakt mit der Begabtenförderung der  der Hochschule für Musik aufgenommen. Über Beverley Ellis, die selbst schon bei zahlreichen Portraits mitgewirkt hat, konnte ich die junge Cellistin Rebecca Falk aus der Vorklasse (FAB) und Sofia Ogas, ebenfalls Studentin an der Musikhochschule, gewinnen. Ihnen allen herzlichen Dank!
Am Ende sei auch allen privaten und öffentlichen Sponsoren für die finanzielle Unterstützung dieser Konzertreihe gedankt. Mit dem 10. Konzert haben wir durch Ihre Hilfe ein doch recht beachtliches Jubiläum erreicht.

VITA: Helma Autenrieth, geborene Schleußner | (1896-1981)

Geb. am 6.12.1896 in Frankfurt am Main; gest. am 29.11.1981 in Mannheim
Ihr Großvater war der Erfinder der photographischen Trockenplatte
Ihr Vater, Carl Moritz Schleußner entwickelte mit Wilhelm Röntgen die Röntgenplatte

1914-1918
Musikstudium am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurturt a.M.:
Klavier, Theorie und Komposition bei Bernhard Sekles (1872-1934)

1919-1926
Weitere Klavierstudien bei Willy Renner und Frederic Lamond

1923
Klavierlehrerin an der Hochschule für Musik Mannheim; Heirat mit Walter Autenrieth

1926/27
Geburt der beiden Töchter Ingrid und Isolde

1926
Initiatorin von „Das Neue Klavierbuch“, Musikverlag B. Schott’s Söhne

1929 -1933
Beim Frankfurter Rundfunk, u.a. Stunde der Laienmusik
Seit der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus quasi Berufsverbot

1935
Geburt der jüngsten Tochter Siglind; Rückzug in die Familie

1945
Wiederaufnahme ihrer musikalischen Tätigkeiten

1951
Suite für Klavier

1966
Zunehmend Aufführungen eigener Werke

1968
UA Sinfonietta mit dem Trauermarsch in Lissabon, Orchester des Staatl. Rundfunks

1972
Schallplatte mit Werken von Helma Autenrieth bei Da Camera

Alle Klavierwerke und Sonate für Klavier und 2 Celli im Eigenverlag veröffentlicht
Im Nachlass u.a.: eine Kleinoper, einige Lieder, ein Hörspiel über Chopin, Skizzen