SILVIA LEONOR ALVAREZ DE LA FUENTE

#ClosedButOpen #BehindTheScene #ArchivFrauUndMusikVirtuell

Jeden ersten Freitag im Monat wollen wir künftig einen Einblick in unsere Archivschätze und unsere Arbeit geben: Vergessenes, Kurioses, Schlummerndes. Begebenheiten, Erinnerungen und Werke, die nur darauf warten, in weitere Forschung eingebunden zu werden. Den Monat Juni widmen wir der Komponistin Silvia Leonor Alvarez de la Fuente.

“Wenn ich ‘Etwas zu sagen habe’, dann fange ich an Komponistin zu sein, ich arbeite lang und tief mit dem ersten Funken, ich informiere mich, lese, denke und lasse die musikalischen Gefühle auf mich und meine Techniken wirken.”

Die Komponistin Silvia Leonor Alvarez de la Fuente (1953–2004) wurde in Buenos Aires geboren, wo sie auch Musik studierte und 1981 zur Professorin für Komposition ernannt wurde. 1985 zog sie nach Deutschland und studierte hier noch einmal in Stuttgart Komposition.

Silvia Leonor Alvarez de la Fuente schrieb vor allem Kammermusik und Lieder; aus der Zusammenarbeit mit Dietburg Spohr und ihrem belcanto-Ensemble Kompositionen für Vokalensemble. Frau Spohr war es auch, die sich nach Silvia Leonor Alvarez de la Fuentes Tod im Jahr 2004 um deren Nachlass kümmerte und in das Archiv Frau und Musik einbrachte: “Die lange in Esslingen ansässige Argentinierin Silvia Leonor Alvarez de la Fuente greift konträr auf alte spanische Mystik zurück. Ihre Cuestionamientos für drei Stimmen fragen eindringlich nach einem Sinn des Daseins, den sie selbst nicht mehr finden konnte.” (Euterpe Management)

Im Archiv Frau und Musik liegen jetzt zahlreiche Autographe, Musikkassetten, Briefe und persönliche Dokumente und warten darauf, in unserem #WoraufWartenWir-Projekt des Digitalen Deutschen Frauenarchivs (DDF) erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Erschütternd lesen sich ihre Krankheitsberichte und ihre Schreie nach Hilfe, die ordnerweise erhalten geblieben sind.

Unsere Mitarbeiter:innen Jelena Rothermel und Julian Fischer haben sich mit ihrem Nachlass befasst und waren erstaunt, wie präzise Silvia Leonor Alvarez de la Fuente in ihren Briefen als auch Noten geschrieben hat. Sie hatten den Eindruck, dass vieles von ihr vorsortiert war; teilweise waren Dokumente auch von Silvia Leonor Alvarez de la Fuente selbst mit Kommentaren versehen. In ihrem Nachlass finden sich Dokumente, die belegen, dass sie versucht hatte, zu regeln, was mit ihrem Lebenswerk einst geschehen wird.

Dieser Nachlass bietet einen tief berührenden Einblick in das Leben eines doch so fantasievollen und schöpfungsstarken Menschen, dessen Biografie noch aussteht, denn letzten Endes soll Silvia Leonor Alvarez de la Fuentes Musik ja gelebt, gespielt, gehört und auch verstanden werden, denn:

“Musik wird erlebt. Musik braucht keine Berechtigung durch Philosophie, technische Moden und Klischees. Sie ist eine der unabhängigsten, schönsten und tiefsten Künste, die es gibt; deswegen ist es schwer und oft sinnlos, darüber zu sprechen.” (Silvia Leonor Alvarez de la Fuente)

 

Autor:innen: Julian Fischer, Jelena Rothermel, Susanne Wosnitzka