Über das Archiv

Wie alles begann

Elke Mascha Blankenburg dirigiert
Elke Mascha Blankenburg, fotografiert von Christel Becker-Rau © Archiv Frau und Musik, CC BY-SA 4.0

Im Herbst 1977 verfasste die Dirigentin Elke Mascha Blankenburg in der Zeitschrift emma einen Artikel über vergessene Komponistinnen (Link zum Originalartikel S. 44-46). Kurze Zeit später versammelten sich Musikerinnen und Komponistinnen aus aller Welt, um sich in einem Arbeitskreis zu vereinen. Den Aufruf Blankenburgs, „Kompositionen von Frauen auszugraben und aufzuführen“, setzten sie und die Mitglieder des 1979 gegründeten Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik bald in die Tat um. Bis Oktober 1979 fanden vier Arbeitskreistagungen statt, die Mitgliederzahl erhöhte sich sprunghaft auf über 100. Den Vorstand der ersten Stunde bildeten Elke Mascha Blankenburg als 1. Vorsitzende, Siegrid Ernst als 2. Vorsitzende und als 3. Vorsitzende Barbara Heller.

Warum ein Archiv

„Wenn man die Frage stellt: Gibt es Komponistinnen, so ergibt sich daraus zwangsläufig auch die nächste Frage: Wo sind ihre Werke?“, so Renate Matthei, Vorsitzende des Vorstandes des Arbeitskreises Frau und Musik von 1992 bis 2013. Diese Frage stellten sich wohl auch schon die Gründerinnen des Archivs. Elke Mascha Blankenburg begann, den gesamten Noten-Bestand im musikwissenschaftlichen Institut Köln zu durchforsten, um schließlich auf eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Komponistinnen zu stoßen: „Ich platzte vor Spannung. Wie mochte diese Musik klingen? Wird sie so gut sein, wie die der männlichen Kollegen? Wie haben diese Frauen gelebt?“ Ihre Entdeckung gab Anstoß, noch intensiver in diesem Bereich zu forschen, bis heute. Innerhalb von nur einem Jahr waren mit Hilfe der Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik e. V. rund 300 Komponistinnennamen in diversen Musikbibliotheken gefunden. Das Archiv Frau und Musik war geboren.

Was dann geschah

Was anfangs als Privatinitiative begann, wuchs schnell zu einer bedeutenden Institution im Bereich Frau und Musik heran. Nach sieben Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit ermöglichte eine feste finanzielle Förderung den regelmäßigen und qualifizierten Einsatz von ständigen Mitarbeiter*innen. Außerdem zog das Archiv erstmals mit Hilfe der Stadt Kassel in eigene Räumlichkeiten. Nach drei weiteren Umzügen befindet sich das Archiv nun in den hoffmanns höfen in Frankfurt am Main, wo es nicht nur seinen festen Platz innerhalb einer hervorragenden Infrastruktur, sondern auch im Kulturleben der Mainmetropole gefunden hat.

Jetztzeit

Das Archiv wird geleitet vom Vorstand des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik e. V., der zurzeit aus Mary Ellen Kitchens, Dr. Vera Lasch und Heike Matthiesen besteht. Zum erweiterten Vorstand gehören Prof. Dr. Vivienne Olive, Elisabeth Treydte, Uta Walther und Mareike Hilbrig (hier gehts zur Vorstandsseite). Im Jahr 2013 musste das Archiv Frau und Musik aufgrund von Sparmaßen seitens der Stadt Frankfurt finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Bis zum Jahr 2018 befand es sich auf der Roten Liste bedrohter Kultureinrichtungen.

Preise und Auszeichnungen

Der Internationale Arbeitskreis Frau und Musik e. V. erhielt für seine herausragende Arbeit folgende Preise und Auszeichnungen:

  • Kulturförderpreis der Stadt Kassel (1994)
  • Förderpreis der Dr.-Wolfgang-Zippel-Stiftung (1996)
  • Förderpreis der Paul-Dierichs-Stiftung Kassel (1999) mit Dierichs-Award
  • FEM-Nadel des Deutschen Komponist:innen-Verbands für unsere Arbeit und unser Engagement um die Sache der zeitgenössischen Musik (2023)